Die Seestadt Aspern, Europas größtes Stadtplanungsprojekt

Smartphone, Smart-TV und Smart-Home. Jedes Haushaltsgerät und sogar die Häuser selbst sind inzwischen alle „smart“. Da ist es kaum verwunderlich, dass auch Stadtplaner diesen Begriff in ihre Werke einfließen lassen und somit „Smart-Cities“ planen. Auch in Wien steht eine solche Smart-City in Planung, nämlich die Seestadt Aspern, einem der größten Stadtbauvorhaben in ganz Europa. Im Jahr 2003 fiel der Regierungsbeschluss zur Bebauung des alten Flugfeldes Aspern im 22. Bezirk und im Jahr 2030 soll das Projekt abgeschlossen sein. Doch was macht eine Smart-City eigentlich so besonders? Am Freitag dem 4. Oktober begab sich die 8B zusammen mit Frau Professor Cilek in die Seestadt, um sich einen Eindruck von dem Großvorhaben machen zu können.

Die 8B im Modelschauraum, vor ihnen ein Planungsmodel der Seestadt Aspern

Verantwortlich für die Umsetzung des Projektes ist die „3420 aspern development AG“, die eigen für diesen Zweck gegründet wurde. 240 Hektar umschließt das Projektgebiet, in dessen Zentrum der namensgebende See liegt. Nach Abschluss des Projektes sollen in der Seestadt ungefähr 25.000 Menschen einen Wohnraum finden und 20.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch wegen Verkehrsanbindungen müssen sich die BewohnerInnen der Seestadt keine Sorgen machen; die U-Bahn Linie U2 fährt bereits ins Zentrum des Projektgebietes und künftig soll es auch schnelle Anbindungen an den Wiener Flughafen und Hauptbahnhof geben. Das Projekt ist erst zu einem Drittel fertiggestellt. Der sogenannte „Masterplan“ ist ein sich stetig veränderndes Dokument, das „aus seinen eigenen Fehlern lernt“ und versucht diese auszubessern.

Breite Fußgägnerwege und zahlreiche Sitzgelegenheiten

Doch was macht die Seestadt überhaupt so „smart“? Das Wort smart weist im Falle der Seestadt Aspern vor allem auf Energieeffizienz und ökologische Nachhaltigkeit. Viele der Häuser werden durch Solaranlagen mit Energie versorgt und ein Großteil des Projektgebietes ist für Grünflächen und Freiraum vorgesehen. Überall sollen Begegnungszonen, Orte an denen sich BewohnerInnen treffen und miteinander interagieren können, entstehen. Dies bedeutet natürlich auch gewisse Einschränkungen im privaten Autoverkehr. Am Straßenrand sind, wenn überhaupt, nur Kurzparkzonen zu finden. Dauerhaftes Parken gibt es nur in den dafür designierten Sammelgaragen, die in regelmäßigen Abständen entlang der Straßen zu finden sind. Somit ist ein größerer Teil des öffentlichen Raumes frei, der für breitere Fußgänger- und Fahrradwege zur Verfügung steht. Das öffentliche Straßennetz soll ebenfalls weiter ausgebaut werden, eine ÖBB Station und eine Straßenbahnlinie sind geplant, bereits acht Buslinien fahren durch die Seestadt und in ihre Umgebung. Natürlich gibt es auch ein umfangreiches Fahrradleihsystem, die sogenannte „SeestadtFLOTTE“.

Nicht nur der außergewöhnliche Umgang mit der Mobilität zeichnet die Seestadt aus, sondern auch die Gestaltung des öffentlichen Raumes. Auffallend sind hierbei die hohen Erdgeschosse der Wohnhäuser, die für Lokale, Geschäft und andere Treffpunkte bieten. Diese Durchmischung betrifft aber keineswegs nur die Erdgeschosse der Gebäude. Allgemein möchte die 3420 AG darauf verzichten Gebäude zu „spezialisieren“, also beispielsweise reine Büro- und Wohngebäude zu bauen. Das Wort „Durchmischung“ wird in der Seestadt nicht nur in der Nutzung der Gebäude großgeschrieben, sondern auch in ihrer Architektur. Graue Betonklötze, wie sie in Großstädten oft zu finden sind, gibt es nicht. Eine Vielfalt in Fassadengestaltung und auch Form der Häuser zeichnet das Erscheinungsbild der Seestadt aus.

Auch das Einkaufen soll Innovation erfahren. Alltägliches soll einfach und in bequemer Reichweite vom Zuhause erreichbar sein. Geschäfte „einer Art“, beispielsweise Supermärkte, sind in regelmäßigen Abständen vorzufinden, sodass jeder Haushalt seine Einkäufe anstrengungslos und zu Fuß erledigen kann. Für Großeinkäufe stehen von der SeestadtFLOTTE Lastenräder zur Verfügung, die für eben diesen Zweck entworfen wurden. Was in der Seestadt auch einzigartig ist, ist die gemanagte Einkaufsstraße. Im Grunde ist sie einem Einkaufszentrum nicht sehr unähnlich: die Geschäfte sind nah beieinander und haben die gleichen Öffnungs- und Schließungszeiten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Einkaufszentren ist dies eine offene Einkaufsstraße, die im Zentrum des Stadtteiles liegt.

Ob die Seestadt Aspern ein erfolgreiches Stadtplanungsprojekt wird und ob alle Erwartungen getroffen werden bleibt nur abzuwarten. Wie bereits erwähnt ist erst ein Drittel des Projektes fertiggestellt, eine Beurteilung des Gesamten ist jetzt nicht zu machen. Jedoch sind die Schüler der 8B sich über eines einig: die Seestadt Aspern ist ein sehr ambitioniertes Projekt, das viele Innovationen und interessante Konzepte umsetzen will.

 

Geschrieben von
Kayihan Aktunc und
Pascal Naglak, 8B

 

Quellen:
Lehrausgang
https://www.aspern-seestadt.at/, letzter Zugriff: 17.10.2019